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Sommer 2005

Zeitraum: 1 Woche im August 2005

Die Yacht: Princess Sheba, 9,50m Länge AK, Durchfahrtshöhe > 3,50m, 3 - 5 Personen

Charter:  Crown Blue Line (heute: le boat)

Bericht Roger: Hätte ich diesen Urlaubsbericht vor zwölf Jahren geschrieben, wäre der Leser angetan von den positiven Erlebnissen. Heute muss ich über die tausend kleinen Dinge schmunzeln, die bereits in der Planung und dann vor Ort schiefgegangen sind! Bemerkenswert war Sinas stetiger Stolz auf ihren Papa als Skipper.

Marion´s Vater schwärmte von Touren mit Hausbooten in Frankreich. Wir fanden das Revier nördlich des Ijsselmeers toll und wollten das ausprobieren. Roger war der Meinung, das sei alles ganz easy, denn Marion hatte ja den “Segelschein Binnen mit Motor” und das “UKW-Sprechfunkzeugnis”. Also buchten wir über irgend so einen Freizeitkapitän via Internet eine Prinzessin Sheba “pauschal” (und teuer) nach Grundriss. Was das war, erfuhren wir unmittelbar nach Urlaubsantritt. Ein unsauberes mit Mängeln behaftetes Boot, aber wir hatten ja keinen Vergleich, also war es so in Ordnung.(Damals waren die Fender noch nicht am Rumpf angenietet.)

In Sneek, der Adresse folgend bei “Zelda-Yachting” angekommen, lobpreiste der Einweiser den starken Motor und das gute Fahrverhalten, von dem weder Marion noch ich, geschweige denn Sina Ahnung hatten. Hier klärte sich auch sofort die Frage, wer überhaupt fährt und wer Skipper ist. Na Danke! “Roger, Du hast technisches Verständnis; mach das mal” Der Einweiser zeigte die Funktion der Hebel und des Steuerrads und legte mit uns mal kurz ab und wieder an. Dann wünschte er uns eine schöne Woche.

Also legte ich ab, nachdem wir geklärt hatten, dass Marion die Leinen beim Los- und Festmachen bedient und dass man der Wasserkarte schon eine gewisse Aufmerksamkeit widmen sollte! Wir stellten in Absprache mit dem Einweiser fest, dass am wenigsten schief gehen konnte, wenn wir über den Houkesloot und den Princes-Margriet-Kanaal in zwei Stunden nach Grow fahren und dort irgedwo festmachen würden. Also “hangelten” wir uns mit wüsten Steuerbewegungen und brutaler Platzangst aus Sneek raus, durch die Terherne, die beiden Brücken vor Grow und landeten an dem Aussenanleger des Teehuis in Grow, wo wir nachts bleiben durften, wenn wir dort verzehren würden. Selten war ein Gericht so preiswert und schmackhaft.... nein, es war wirklich lecker!

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Nachdem wir die Wasserkarte angeschaut hatten, beschlossen wir, von Grou nach Akkrum zu fahren. Wir wählten den Weg über Margriet-Kanaal, beim “Oude Shouw” links ab, da es dort keine “engen” beweglichen Brücken gab. In Akkrum angekommen, befuhren wir einen kleinen Passantenhaven und blieben beim vorwärts einparken mit dem Rumpf zwischen zwei Pfählen hängen. Tja, es sah so schön breit aus und war ca. 40 cm zu schmal. Ich dampfte mächtig zurück und befreite das Boot aus der Klammer. (Damals dachte ich noch, man könne beim Rückwärtsfahren lenken!) Von diesem peinlichen und aufregenden Ereignis mächtig mitgenommen, verliessen wir Akkrum, fuhren zurück in ausreichend breites Wasser. Dabei ging vor einer Kreuzung, wo auch noch ein Segler von links kam, der Motor aus. Ich sprang vom Aussensteuerstand “in die Tiefe”, startete den Motor neu und konnte gerade noch aufstoppen, um einen Zusammenstoss zu vermeiden. Jedenfalls war die Crew des Seglers durch mein hemmungsloses Gehupe schon vorgewarnt.

Um die nun etwas nervöse Stimmung etwas zu entspannen, fuhren wir erstmal den Margriet-Kanaal Richtung Süden und dann nach Sloten. Das Einparken vorwärts klappte hier richtig gut, denn die Dalben stehen 4 m auseinander. Ausserdem rief mir ein anderer, wohl etwas erfahrenerer Skipper von Land aus zu, es wäre ganz gut, beim Einparken immer gegen den Wind anzufahren. Das war sehr hilfreich. Überglücklich, das Boot fest zu wissen, eine Wasserzapfstelle und ein Klo- und Duschhäuschen in der Nähe zu haben, entspannten wir völlig und schlenderten nachmittags durch das winzige, hübsche Städtchen. Natürlich machten wir abends gleich neue Pläne!

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Unsere nächste Tagesetappe ging nach Joure. Also wieder “untenrum” von Sloten auf den Margriet-Kanaal und durchs Sneekermeer in den Noorder Oudeweg. Damit umgingen wir die damals unliebsamen und engen Brücken ums Langweerer Wielen und nahmen jeden Umweg in Kauf. Es ging durch die Joustersluis und in den Passantenhaven von Joure. Sowohl die offene Schleuse, als auch die Orts- und Hafeneinfahrt von Joure setzten alles an verfügbarem Adrenalin frei und bis wir uns zum Wasserplatz des Passentenhavens gehangelt hatten, wurde die Bugschraube einem Extrem-Test unterzogen, aber immerhin, sie schaltete nicht einmal ab! Gutes Teil!

Der Hafenmeister von Joure war sehr freundlich und erkannte unseren Zustand auf Anhieb. Er gestattete uns, zwei Tage dort liegen zu bleiben und drückte der Sina sogar einen Euro für ein Eis in die Hand. So machten wir erstmal Ferien vom Fahrstress und verliebten uns ein wenig in das Städtchen, welches wir seitdem oft aufgesucht haben. Sina befasste sich intensiv mit der Knotenkunde, was ihr Jahre später in Friesland zugute kommen sollte.

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An dem Mittwoch der Ferienwoche hieß es dann Abschied nehmen von Joure und wir hatten ja noch bis Samstag morgens Zeit. Also den bewährten Weg über den Noorder Oudeweg und das Sneekermeer zurück auf den Margriet-Kanaal und wieder Richtung Norden. Wir hatten was von dem schönen Prinsenhof gehört. Da gab es keine Brücken und schweißtreibende Hindernisse, sondern man konnte einfach rumfahren und alles angucken. Meine Steuerbewegungen wurden mit der Zeit auch ruhiger. Natur pur, aber wo übernachten? (Die herrlichen Naturanleger kannten wir noch nicht.) Also wieder auf den Margriet-Kanaal und nach Grou, da kannten wir uns schließlich aus! Wir machten wieder vor dem Teehuis fest, nahmen dort wieder brav Nahrung zu uns, um dort übernachten zu können und dann passierte es: Vor und hinter uns machten mächtige und moderne Jachten fest, die Achterdecks bis zur Sichtgrenze mit Bierkisten vollgestapelt und die jugendlichen Besatzungen machten anlässlich der laufenden “Sneekweek” erstmal Soundcheck an Bord, um die klanglichen und lautstärkemässigen Grenzen der Borddanlagen auszuloten.

Uns reichte es jetzt endgültig: Wir lebten seit fünf Tagen auf einem schmutzigen, dröhnenden Fiberglasboot, wo selbst der Salontisch ständig heruntersackte und der Motor unter Fahrt ausging. Die Kajüte stank ungepflegt und unter diesen Umständen waren wir absolut nicht bereit, eine Nacht in unmittelbarer Nachbarschaft zu laut feiernden Jugendlichen zu verbringen, obwohl wir es den Jungs und Mädels natürlich gönnten. Ich hatte bis auf die Lernen-durch-Leiden-Praxis keine Ahnung vom Jachtfahren und wir waren definitiv absolut unvorbereitet auf das, was uns erwarten würde. Darüber hinaus hatte ich keinen Plan zu den Regeln auf dem Wasser und den Verkehrszeichen. Ich hatte auch keine Lust mehr, den Margriet-Kanaal rauf und runter zu fahren.

Wir besprachen uns und waren schnell einig, dass wir den Törn abbrechen würden. Also fuhren wir, es war mittlerweile später Nachmittag, zurück nach Sneek, legten die Sheba vor dem Vercharterer an die Leinen, aßen eher lustlos und nachdenklich eine Ladung Spaghetti mit Fertigsoße und fanden alles irgendwie schade. Das Land, die freundlichen Menschen, der Urlaub auf dem Wasser und diese herrlichen Dörfer mit den wunderschönen “Zwergenhäuschen” gefiel uns so gut, dass wir gar nicht weg wollten. Wir übernachteten nochmal auf dem Boot.

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Am Morgen des Donnerstag gaben wir das Boot zurück. Nachdem die “Formalitäten” erledigt waren, dachte ich über die vielen Leute nach, die ähnlich wie wir einfach mal Bootfahren in den Niederlanden ausprobieren wollen und was die wohl alles erleben.

Wir verbrachten noch einen halben Tag in Sneek, Sina bekam ihren Mega-Lolli aus dem Dropwinkeltsje und dann fuhren wir zurück nach Hause.

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Nachdem wir diesen Urlaub mit sehr einprägsamen Erfahrungen, aber auch wunderschönen Eindrücken beendet und durchgeatmet hatten, machten wir bald neue Pläne. Für mich war eines ganz klar: Das will ich mal richtig machen.

Also machte ich den Binnenführerschein für Sportboote, erwarb dabei ein wenig Praxis und lernte die Knoten, die man braucht. Dann besorgten wir uns die amtlichen Wasserkarten für Friesland und Noordwest-Overijssel, die wir ja schon (überraschenderweise) lesen konnten. Dann suchten wir via Internet im Bereich Sneek nach einem guten Vercharterer. Wir stiessen auf Yachtcharter Sneek, jetzt Hausboot Holland Yachtcharter Leeuwarden und buchten dort für den Sommer 2006 eine herrliche Jacht für zwei Personen und für das Frühjahr 2006 einen Manövrierkurs vor Ort mit den landestypischen Jachten.

Irgendwie freue ich mich heute über den “verkorksten” Törn von damals, denn das war der Auslöser, vieles ein wenig richtiger zu machen... und es hat sich gelohnt!

 

Bis Bald.